Montag, 13. September 2021

„BARBARA STIRBT NICHT“ – VON ALINA BRONSKY

[unbezahlte Werbung, Rezensionsexemplar]
5/5 🌕🌕🌕🌕🌕

Tiefschwarz, brüllend komisch, berührend - die Geschichte einer Ehe



Klappentext:
>>Nun war alles anders. Er musste jetzt Barbara sein, für sich selbst und für Barbara.<<

Walter Schmidt ist ein Mann der alten Schule: Er hat die Rente erreicht, ohne zu wissen, wie man eine Tütensuppe zubereitet, und ohne jemals einen Staubsauger bedienst zu haben. Schließlich war da immer seine Ehefrau Barbara. Doch die steht eines Morgens nicht mehr auf. Und von da an ist alles anders.

"Barbara stirbt nicht" ist das urkomische Porträt einer Ehe, deren jahrzehntelange Routinen mit einem Schlag außer Kraft gesetzt werden, und eine berührende Geschichte über die Chance eines unfreiwilligen Neuanfangs.


Walter Schmidt wacht eines Morgens auf und wundert sich über den fehlenden Duft frisch aufgebrühten Kaffees. Verwirrt steht er auf und findet seine Ehefrau Barbara im Bad liegend vor. Er hilft ihr zurück ins Bett, immer in dem Glauben, sie müsse sich nur ein bisschen ausruhen, dann wird sie wieder gesund. Doch Barbara steht nicht mehr auf. Das bedeutet: Herr Schmidt ist ab sofort für den Haushalt verantwortlich. Da er bisher noch nie auch nur einen kleinen Finger gerührt hat (schließlich war Barbara immer die Hausfrau und Mutter), wird er vor diverse Probleme gestellt wie z.B. wie kocht man Kaffee? Was bekommt der Hund zu fressen? Was und wie koch ich für uns? Genervt und grantig versucht er sein Bestes und stößt dabei mit so manchen seiner Mitmenschen zusammen. Eines Tages entdeckt er über Barbaras Account die Facebook-Seite von TV-Koch Medinski und gibt dort in den Kommentaren seine Fragen ein, wie man was kocht, welche Zutaten benötigt werden etc. Durch die vielen Antworten beginnt sein neuer Lebensabschnitt als Koch der Familie. Die ehemalige Bäckereiverkäuferin Luna, die er kurzerhand in Heike umbenennt (wer heißt denn bitte schon Luna?) stellt er als Pflegekraft und Haushaltshilfe ein. Er weigert sich strikt anzuerkennen, dass Barbara wohl nie mehr aufstehen wird und gerät so auch mit seinen Kindern immer wieder in Konflikt. Im Lauf dieser anstrengenden, aber auch erhellenden Zeit wird Herrn Schmidt so manches über sich, über Barbara, über die Familie, die Liebe und Freundschaften klar.


zum Lesen bitte auf das Bild klicken


Was für ein grantiger, unfreundlicher, egoistischer, unangenehmer, voreingenommener Macho! Herr Schmidt ist der Anti-Held par excellence! Wie die Autorin in ihrem sachlichen, trockenen und wunderbar fesselnden Schreibstil beschreibt, wie Herr Schmidt so völlig auf dem Schlauch steht, was Haushalt & Co betrifft, wie er voller Abneigung in den Austausch mit seinen Mitmenschen geht, weil sich das einfach mal nicht vermeiden lässt, wie er dann kleine Erfolge erlebt, was seine Kochkünste betrifft und wie er sein Familienleben bisher wahrgenommen hat und wie das im Gegensatz seine Kinder taten… hervorragend! Von Seite 1 an war ich so gebannt von diesem miesepetrigen, unhöflichen Ekel, der mir zwischendurch immer mal ans Herz wächst, nur um sich dann wieder ganz schnell daraus wegzuschießen durch eine weitere ungehobelte Bemerkung oder Tat. Immer schön im Wechsel. Sein Blick auf Barbara, der zunächst eher abwertend ist, dann aber immer wertschätzender und liebevoller wird, das komplizierte Verhältnis zu seinen Kindern, sein Fremdenfeindlichkeit, obwohl er und Barbara ursprünglich selbst aus einem anderen Land kommen und die Art und Weise, wie er merkt, dass er seine ewig gestrige Einstellung nicht aufrecht erhalten kann, weil ihm dazu schlicht seine Barbara fehlt – all das ist so gekonnt, auf den Punkt und brüllend komisch in Szene gesetzt, dass es eine Freude ist! Ich musste permanent laut lachen ob der Dreistigkeit dieses Kotzbrockens und des – pardon – furztrockenen Humors auf fast jeder Seite. Ich habe meinem Mann noch nie so viele Passagen aus einem Buch vorgelesen wie hier – mit dem Ergebnis, dass er Barbara jetzt auch lesen will.

Das Ende des Buchs ist dann ein kleiner Hammer und sehr berührend. Leider hat das Buch nur 256 Seiten – ich hätte sehr gerne immer weitergelesen. Furchtbar witzig, wunderbar fesselnd mit einem Haupt-Charakter, den man hasst und liebt. Ganz großes Kino und volle Empfehlung! Lest das Buch – es ist so gut!





Zum Buch geht es bitte hier entlang: BARBARA STIRBT NICHT / KIWI 

Ein bisschen was über die Autorin erfahrt ihr hier: ALINA BRONSKY 

Reinlesen könnt ihr auch, wenn ihr mögt: LESEPROBE 

Lesen durfte ich das Buch über die Buchcommunity Vorablesen – schaut doch gerne dort auch einmal vorbei: VORABLESEN 

Barbara stirbt nicht

Autorin: Alina Bronsky

Verlag: Kiepenheuer&Witsch

Genre: Roman / Dramödie

Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 256 Seiten

ISBN: 978-3-462-00072-6

Erscheinungsdatum: 09.09.2021

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