5/5 ⭐⭐⭐⭐⭐
Hoch atmosphärisch und extrem fesselnd
Eine aufstrebende
Reporterin, ein ungeklärter Mordfall und eine schottische Insel voller
Geheimnisse
Als die junge Journalistin Rebecca Connolly von Roddie Drummonds Rückkehr auf
die Insel Stoirm erfährt, wittert sie eine Geschichte: Fünfzehn Jahre sind
vergangen, seitdem Drummond wegen des Mordes an seiner Geliebten unter Anklage
stand. Aufgrund mangelnder Beweise endete das Verfahren damals mit einem
Freispruch. Roddie verließ die eingeschworene Inselgemeinschaft und verschwand.
Nun kehrt er für die Beerdigung seiner Mutter zurück – und reißt damit alte
Wunden wieder auf.
Rebecca schließt sich mit einem befreundeten Fotografen zusammen, um dem
Geheimnis des ungeklärten Mordfalls auf den Grund zu gehen. Die mysteriösen
letzten Worte der Verstorbenen führen sie nach Thunder Bay, ein abgelegener Ort
an der Westküste der Insel, an dem sich den Überlieferungen nach die Seelen der
Toten zur Überfahrt ins Jenseits versammeln. Doch ihre Nachforschungen bleiben
nicht unbemerkt, und schon bald bringt sich Rebecca damit selbst in Gefahr.
[Inhaltsangabe Verlag]
Das Cover von Nahem (Quelle Bild: Dumont) |
Rebecca mag ihren Job, steckt aber irgendwie fest und große Storys sind nicht zu wittern. Als ihr der Kollege und Fotograf Chaz von der Rückkehr eines mutmaßlichen Mörders auf die Insel Stoirm erzählt ist für Rebecca klar: da muss sie hin. Nicht nur, um eine möglicherweise Bombenstory zu bekommen, sondern auch aus persönlichen Gründen. Ihr geliebter und viel zu früh verstorbener Vater ist auf Stoirm geboren und aufgewachsen, hat die Insel als junger Erwachsener jedoch verlassen, ihr für immer den Rücken gekehrt und sich über diese Zeit hartnäckig ausgeschwiegen. Selbst Rebeccas Mutter gegenüber. Rebecca versucht also, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Eigentlich sogar drei, denn irgendwie ist der Trip nach Stoirm auch eine Flucht vor ihrem Ex-Freund, der sie nicht loslassen möchte. Auf Stoirm angekommen muss sie schnell erfahren, dass die Bewohner sich ihr gegenüber nicht öffnen wollen. Zu tief sitzen die Schrecken des Mordes an der jungen Frau Mhairi vor 15 Jahren noch immer. Und außerdem scheint es ein Motto zu geben: was auf der Insel passiert, bleibt auf der Insel. Rebecca muss also alle Hebel in Bewegung setzen, wenn Sie etwas herausfinden möchte. Dabei werden ihr Steine in den Weg gelegt, sie wird sogar bedroht und zum Verschwinden aufgefordert. Was ist damals wirklich geschehen? Ist Roddie der Mörder von Mhairi, wie jeder auf der Insel glaubt?
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Die Geschichte beginnt damit, dass wir Mhairis letzte Gedanken lesen, bevor sie stirbt. Das katapultiert mich direkt hinein in diese extrem atmosphärische Story. Danach lerne ich Rebecca kennen, erfahre etwas mehr über sie und reise schon mit ihr zusammen nach Stoirm. Und jetzt geht es erst so richtig los. Wie der Autor es schafft, Setting und Story zu erzählen, ist schlicht brillant. Packend, mit klaren Worten und vielen Details legt er nach und nach Puzzleteile aus, die sich am Ende zu einem ganzen Bild fügen. Dabei spüre ich fast körperlich das unwirtliche Wetter auf der Insel und die abweisende Haltung der Inselbewohner Rebecca gegenüber. Irgendwie scheint jede der Familien Dreck am Stecken oder doch zumindest ein dunkles Geheimnis zu haben. Sei es Gewalt gegen die Ehefrau, Ehebruch, Drogengeschäfte oder sonstige üble Dinge. Wunderbar gelungen finde ich die Rückblicke in die Zeit vor 15 Jahren, die ich immer dann zu lesen bekomme, wenn Rebecca es geschafft hat, einen der Insulaner zu überzeugen, mit ihr zu sprechen. Dadurch bekomme ich immer mehr Hinweise, werde aber auch schön auf falsche Fährten gelockt. Bis zum Ende weiß ich nicht, was wirklich geschehen ist. Die Auflösung ist dann aber nachvollziehbar und hat Hand und Fuß. Die Beschreibungen einzelner Szenen setzen mir teils zu, weil sie so greifbar, klar und ungeschönt sind. Alle beteiligten Figuren lösen Emotionen in mir aus, positive, negative, mitleidige, wütende. Die Ermittlungen von Rebecca (auch die über die eigene Familie) sind spannend und mitreißend. Selten hat mich ein Buch so sehr in den Bann gezogen, mich so miterleben lassen, wie es hier der Fall war. Ganz großes (Kopf-)Kino und für mich einer der besten Krimis, die ich seit langem gelesen habe. 5/5 Sterne.
Es gibt noch zwei weitere Bände dieser Reihe, die ich mir sicher auch noch zulegen werde in der Hoffnung, damit ebenfalls so ein emotionales, mitreißendes Leseerlebnis zu erhalten.
(Quelle Bild: Dumont) |
Zum Buch bitte hier entlang: DIE TOTEN VON THUNDER BAY / DUMONT
Wer mal reinlesen möchte, kann das hier tun: LESEPROBE
Auf die Homepage des Autors kommt ihr hierüber: DOUGLAS SKELTON
Und die Übersetzerin hat auch eine eigene Homepage: ULRIKE SEEBERGER
Titel: Die Toten von Thunder Bay
Originaltitel: Thunder Bay
Autor: Douglas Skelton
Übersetzerin: Ulrike Seeberger
Verlag: Dumont
Genre: Krimi
Ebook, 416 Seiten
ISBN: 978-3-8321-7124-7
Erscheinungsdatum: 13.08.2021
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